Mittwoch, 13. Juni 2018

Vegan wird "salonfähig"! Gleich zwei Referenten auf dem 124. Jahres-Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin...


Meinungen(10)


...widmeten ihre Vorträge der veganen Ernährung und gingen dabei sehr sachlich mit dem Thema um. "Wir wollen Menschen, die sich egal aus welchen Gründen für eine vegane Ernährung entscheiden, eine angemessene Beratung und Betreuung zukommen lassen" lautete für mich der Konsens.


Professor Watzl vom Max-Ruber-Institut in Karlsruhe berichtete in seinem Vortrag mit dem Titel "Vegan ist gesund", dass eine vegane Ernährung das Risiko für Übergewicht, Diabetes, koronare Herzkrankheit / Herzinfarkt, Krebs, Darmdivertikulose und grauen Star reduziert. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass Veganer ohne Nährstoffergänzungen oft einen Mangel an Vitamin B2, B12 und D sowie Mangel an Kalzium, Jod, Zink und Omega-3-Fettsäuren aufweisen, was ich in meiner Praxis so nicht bestätigt finde.Gleichzeitig räumte er ein, dass Omnivoren (Allesesser) auch oft nicht ausreichend mit Vitamin D, Jod, Kalzium und Folsäure versorgt sind und betonte, dass Veganer eine bessere Versorgung mit sekundären Pflanzenstoffen und Ballaststoffen haben.

Doktor Magrit Richter von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zog mit ihrem provokanten Vortragstitel "Vegan ist nicht gesund" die Aufmerksamkeit derer auf sich, die ihren Patienten sowieso lieber weiterhin gesagt hätten: "Lasst einfach den veganen Quatsch sein, das ist eine Mangelernährung". Diese wurden allerdings überrascht von einer sachlichen Bestandsaufnahme und einer klaren Position dazu die Entscheidung von Menschen für eine vegane Ernährung zu respektieren anstatt zu kritisieren. 

Allerdings sprach sie auch eine Warnung bezüglich veganer Ernährung aus für Frauen mit Kinderwunsch, Schwangere, Stillende, Kinder und Jugendliche (sogenannte sensible Lebensphasen). Verwiesen wurde wie schon oft auf Einzelfallberichte  über schwere Fälle von Entwicklungsstörungen auch mit irreparablen Schäden. Gleichzeitig räumte sie ein, dass diese Warnungen noch ausgesprochen werden, weil die Datenlage bisher zu dünn sei, um die Entwicklung von veganen Kindern und Jugendlichen ausreichend beurteilen zu können. Dies könne sich in Zukunft ändern, sei aber der Grund dafür, dass man sich noch nicht der Position der Academy of Nutrition and Dietetics (USA 2009, siehe Link unten) anschließe.

Frauen, die sich trotz einer "sensiblen Lebensphase" für eine vegane Ernährung entscheiden, wird dringend dazu geraten, ihre Nährstoffspiegel regelmäßig kontrollieren zu lassen, kritische Nährstoffe zu ergänzen und  eine kompetente(!) Ernährungsberatung in Anspruch zu nehmen. Aber wo gibt es die? Ein Link dahin findet sich unten.

Erste Ergebnisse der VeChi-Studie des IFANE-Institutes der Uni Gießen wurden dabei auch kommuniziert. Diese bisher umfangreichste Studie zu vegan, vegetarisch und mit Mischkost ernährten Kindern zeigt unter anderem, dass neunzig Prozent aller vegetarisch und vegan ernährten Kinder im Bezug auf Größe und Gewicht eine unauffällige Entwicklung aufweisen. Ein Teil war zu klein für das Alter. Dies könnte aus meiner Sicht aber auch auf eine geringere Zufuhr an tierlichen Wachstumshormonen (bovines STH und ILG) aus Milchprodukten zurückzuführen sein.
Die Zufuhr von Kalzium, Jod und Vitamin B12 war in allen drei Gruppen kritisch!? Vegane Kinder erreichten nur gut die Hälfte der empfohlenen Kalziumzufuhr (nicht Blutkalziumspiegel!). Dafür lagen sie mit den Referenzwerten für Eisen und Folsäure bis zu fünfzig Prozent über den mischköstlich ernährten Kindern. Mehr von der VeChi-Studie in Kürze von mir.

Absoluter Konsens bestand abschließend über die Notwendigkeit der Nahrungsergänzung mit Vitamin B12, was laut VeChi-Studie bei veganen Kindern ganz überwiegend gut funktioniert. Vegetarische Kinder erreichten nur in der Hälfte der Fälle die empfohlene Aufnahmemenge, was ich darauf zurückführen würde, dass die meisten Vegetarier sich nicht darüber bewusst sind, dass auch für sie Vitamin B12 ein potentiell kritischer Nährstoff ist.

Für gut informierte VeganerInnen alles nichts Neues, gleichzeitig ist "vegan"  in der Arztpraxis angekommen. Ein für mich unerwartetes Signal aus einer der ganz großen ärztlichen Fachgesellschaften. Bis sich allerdings die meisten meiner Kollegen damit einverstanden erklären, mag es noch dauern, doch es gibt guten Grund zur Hoffnung auf einen Paradigmenwechsel in der Ernährungsmedizin, und der Weg bleibt das Ziel.


Quelle: www.dgim-onlinekongress.de

Foto: www.pixabay.com

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