Mittwoch, 4. Mai 2016

Vegane Kinderernährung - Eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme

Dr. Michael Klaper, USA 1987
Wissenschaft & Forschung(14)

Berlin - Gießen. Zum Thema vegane Kinderernährung waren gleich zwei Referenten auf dem VegMed-Kongress 2016 in Berlin vertreten Die Ernährungswissenschaftler Dr. Markus Keller und Edith Gätjen.


Während die Ernährungsgesellschaften der USA und Australien sowie die Kanadische Gesellschaft für KInderheilkunde eine vegane Ernährung von Kindern gutheißen unter der Voraussetzung, dass auf eine ausreichende Zufuhr der sogenannten kritischen Nährstoffe geachtet wird und ein entsprechendes Ernährungswissen vorhanden ist, bleibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) weiter zurückhaltend. Aus einer 2011 noch klar formulierten Warnung vor Nährstoffmangel wurde kürzlich eine Mahnung zu erhöhter Aufmerksamkeit und konsequentem Handeln für den Fall, dass man sich aus persönlichen Gründen für eine vegane Ernährung in Schwangerschaft, Stillzeit oder bei der Kinderernährung entscheidet. Eine Empfehlung hierzu wird ausdrücklich verneint. Damit ist die DGE allerdings von den Positionen der Amerikaner, Kanadier und Australier nicht mehr so weit entfernt wie noch zuvor.

Markus Keller, Leiter des Institutes für alternative und nachhaltige Ernährung (IFANE) der Universität Gießen, zeigte in seinem Vortrag die aktuelle Studienlage zur Gesundheit vegetarischer Kinder auf. Hierbei zeichnet sich folgendes ab:
1. Das Wachstum vegetarischer Kinder entspricht den Referenzstandards. Tendenziell sind sie etwas kleiner und leichter (Dies ist kein Ausdruck von Mangel und könnte sich auf die Gewichtsentwicklung im späteren Leben sogar günstig auswirken).

2. Vegetarische Kinder haben eine günstige Zufuhr von Makronährstoffen (Kohlenhydrat, Fett und Protein), eine bessere Zufuhr von antioxidativen Vitaminen (beta-Carotin => Provitamin A, Vitamine B1, C, E) sowie von Panthotensäure, Biotin, Folsäure und von Magnesium, sekundären Pflanzenstoffen und Ballaststoffen.

3. Vegetarische Kinder haben ein günstiges Ernährungsmuster im Bezug auf Nahrungsfette (mehr ungesättigte Fette, weniger gesättigte Fette und Cholesterin) und Natrium sowie ein günstigeres Blutfettmuster.

4. Unterhalb der Referenzwerte fanden sich bei vegetarischen Kindern teilweise Kalzium, Eisen, Vitamin B2, Vitamin B12, Vitamin D und die Omega-3-Fettsäure EPA.

Keller betont dazu ausdrücklich, dass die Anzahl der vorliegenden Studien aus der Vergangenheit viel zu niedrig und die Datenlage viel zu dünn ist, um gültige Aussagen treffen zu können. Vegane Kinder seien bisher so unzureichend untersucht, dass keine Schlussfolgerungen gezogen werden könnten. Das heißt auch, es gibt keine Studie, die bei veganen Kindern eine schlechtere Nährstoffversorgung belegt.

Die größte jemals durchgeführte Studie zu veganen und vegetarischen Kindern wird derzeit von Kellers Institut IFANE vorbereitet. Mit ersten Ergebnissen ist 2017 zu rechnen. Keller befürwortet klar eine vegane Vollwerternährung im Kindesalter, betont dabei natürlich auch, wie wichtig es ist, sich ein Basiswissen zur veganen Ernährung anzueignen und dies auch umzusetzen.

Denn unbestritten bleibt, dass es sogenannte kritische Nährstoffe gibt, die der besonderen Aufmerksamkeit von Veganern, respektive Eltern veganer Kinder bedürfen.

Auf diese "kritischen Nährstoffe" ging die bonner Oecotrophologin Edith Gätje in ihrem Workshop "Vegan in Schwangerschaft, Stillzeit & Kindheit" intensiv ein. Ich berichte in Kürze.

Das im Titel abgebildete Buch von Dr. Michael Klaper ist immernoch ein Klassiker und in aktueller Auflage auch in deutsch unter dem Titel "Viva Vegan für Mutter und Kind" erhältlich. 

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