Mittwoch, 2. März 2016

Ein Jahr "Loving Hut Vegan Cuisine" in Lüneburg Eduard Paschkowski im Interview mit Martin Kamma

Loving Hut an der "Scholze-Kreuzung"

Gastro-Tipps & Reisen(1)

Vor einem Jahr eröffnete Eduard Paschkowski das bisher erste und einzige rein vegane Imbiss-Restaurant  in Lüneburg. Es ist das "Loving Hut Vegan Cuisine". Zum Restaurant gehören auch eine vegane Kochschule und ein veganer Cateringservice.

Die Gerichte wechseln täglich, sind immer aus frischen Zutaten bereitet und 100 % vegan. Eine Mikrowelle gibt es in Eduards Küche nicht, und was verarbeitet wird stammt aus Bio-Quellen. Neben tierleidfreier Ernährung legt Eduard besonderen Wert auf Ökologie und kauft möglichst saisonal und regional ein.

Die selbst kreierten Gerichte schmecken köstlich und sind preiswert. Seine Currys finde ich legendär. Sein veganer Linsenburger und seine vegane Dönertasche sind die besten, die ich jemals gegessen habe. 
 
Veganer Linsenburger

Wanderer, kommst du nach Lüneburg...

Zu seinem einjährigen Jubiläum hat Eduard mir ein Interview gegeben:


Martin: Hallo Eduard! Herzlichen Glückwunsch zu deinem einjährigen Bestehen! 

Eduard: Danke! Ich freue mich über euren Besuch.

Martin: Du hast das erste rein vegane Imbiss-Restaurant in Lüneburg und bist immer noch konkurrenzlos. Wir erklärst du dir das?

Eduard: Wir arbeiten hier einfach mit einem günstigen Preis und versuchen, den Leuten klar zu machen, vegan ist nicht teuer. Außerdem versuchen wir, mit leckeren Gerichten zu überzeugen. Unser Essen ist einfach lecker. Bisher hat sich wohl noch keiner getraut, etwas ähnliches zu machen.
 
Klein aber fein und täglich wechseld

Vegan ist lecker und nicht teuer

Martin: Lecker und günstig. Das kann ich bestätigen, und ich bin ein Vegan-Gourmet. Wie kam es eigentlich zu der Idee, ein veganes Imbiss-Restaurant zu eröffnen?

Eduard: Ich lebe jetzt seit über drei Jahren vegan, und es gab bisher kein Lokal, in dem man hundert Prozent vegan essen konnte. Ich hatte davor schon  drei Jahre lang vegane Kochkurse gegeben und wurde immer wieder darauf angesprochen, ob ich nicht mal für mehrere Leute vegan kochen könnte. Deshalb hatte ich schon seit längerer Zeit die Idee, ein veganes Restaurant zu eröffnen. Die Kochkursteilnehmer haben mich immer wieder dazu ermutigt, und dann habe ich es getan. So kam es dazu.
Verkaufs- und Speiseraum

Martin: Wer sind deine Gäste, wie setzt sich dein Publikum zusammen?

Eduard: Meine Gäste sind zwischen vierzehn und achtzig Jahre alt. Es kommen die unterschiedlichsten Gäste. Vom Schüler bis zum Rentner, vom Arzt bis zum Obdachlosen. Alle kommen und sind willkommen!

Martin: Das ist wunderbar und ein großes Kompliment an dich. Es bestätigt dich in deiner Philosophie. Wie bist du eigentlich vegan geworden?

"Die Medizin war dabei mich aufzugeben"

Eduard: Ich habe vor sieben Jahren Morbus Crohn bekommen. Dann habe ich mich zwei Jahre lang mit meinem Unwissen und den Therapien erfoglos gequählt, bis mir meine Ärzte offenbarten, dass ich bei dem bisherigen Verlauf keine gute Prognose hätte und mich damit auseinandersetzen sollte, an dieser Krankheit womöglich zu sterben. Ich traf zu dieser Zeit einen alten Freund, der mir vorschlug, Vegetarier zu werden. Wenig später beschloss ich für mich, auch Milchprodukte, Eier und sogar Honig wegzulassen. Daraufhin verschwanden alle Symptome und Beschwerden, und das ist bis heute so geblieben. So begann mein Vegansein.


Eduard (li.) im Interview

Martin: Hast du Familie?

Eduard: Ich bin verheiratet und habe vier Kinder.

Martin: Gibt es in deiner Familie noch mehr Veganer.

Eduard: Inzwischen sind alle vegan. Meine Frau, meine Kinder, meine Geschwister und sogar meine Eltern. Meine Eltern und Geschister haben ihren Gesundheitszustand deutlich verbessern können und nehmen keine Medikamente mehr ein. Wer übergewichtig war, konnte sein Gewicht deutlich reduzieren.

Martin: Wie alt sind deine Kinder?

Eduard: Meine KInder sind vierzehn, elf, sechs und ein Jahr alt. 

Martin: Das heißt, die letzte Schwangerschaft und Stillzeit deiner Frau waren vegan?

Eduard: Ja, zu hundert Prozent vegan. Die ganze Familie ist kerngesund. Wir haben kaum noch Infekte.

Martin: Gehst du einer Sportart nach?

Eduard: Seit meiner Kindheit bin ich Kickboxer, Vollkontakt-Kickboxer. Ich trainiere in Leo´s Gym in Lüneburg. Das ist das, was mir einen Ausgleich gibt zu Stressfaktoren im Alltag.

Martin: Was ist deine Erfahrung mit veganer Ernährung und Kraftsport bzw. in diesem Fall sogar mit Kampfsport?

Eduard: Zwanzig Minuten nach einer veganen Mahlzeit kann ich mit dem Training beginnen. Das war früher so nicht möglich. Da fühlte sich mein Magen und mein Verdauungssystem überladen und überfordert an und musste sich erstmal vom Essen erholen. Das ist bei pflanzlicher Ernährung ganz anders. Dreißig Prozent der Energie verbrauche ich für die Verdauung, siebzig Prozent der Energie stehen mir zur Verfügung. Früher war das Verhältnis umgekehrt, da fühlte sich mein Körper vom Essen überlastet an. Und ich bin deutlich schneller geworden.
Gesehen am Tresen
                                                               
Martin: Veganes Leben ist auch eine Weltanschauung, ein Weg des Friedens. Steht das nicht im Widerspruch zum Kampfsport?

Eduard: Wir trainieren, um unsere physischen und mentalen Fähigkeiten zu verbessern. Wir kämpfen nicht, um uns zu verletzen oder zu besiegen, sondern um unser Potential zu überprüfen. Wir kämpfen im Vollkontakt aber auch mit Vollschutz. Zu Verletzungen kommt es praktisch nie. Ein weiterer Aspekt der Ausübung  ist die Möglichkeit der Selbstverteidigung.

Martin: Das heißt, es gelten bei euch die gleichen  Prinzipien wie bei fernöstlichen Kampfkünsten.

Eduard: Ja, so ist es.
"Ich will mit dem Essen eine Botschaft übermitteln"


Martin: Wo hast du eigentlich kochen gelernt?

Eduard: In einer bekannten und renomierten Gastronomie hier in Lüneburg. Ich hatte eine super Chefin und einen super Chef. Von denen habe ich sehr viel gelernt.

"Schaut über den Tellerrand hinaus!"

Martin: Hast du eine Lebensphilosophie oder ein Motto?

Eduard: Leben und leben lassen. Vor allem die Tiere. Mit dem Essen die Botschaft zu übermitteln: "Schaut über den Tellerrand hinaus!"

Martin: Was wünscht du dir für die Zukunft?

Eduard: Dass alle Menschen vegan werden. Die Frage ist, wie lange dauert das?
 
Vegane Konditorkunst im Loving Hut

Martin: Unterstützt wirst du von deinem Team, das aus zwei weiblichen und zwei männlichen Mitarbeitern besteht. Ist dein Team auch vegan?

Eduard: Ja, das Team ist auch vegan. Ich muss alledings dazu sagen, das war nicht von Anfang an so. Das hat sich dann mit der Arbeit hier geändert. Inzwischen sind alle Mitarbeiter vegan.

Martin: Hut ab! Du bist also auch als Chef überzeugend. Was dich ausmacht ist vor allem deine Authentizität, finde ich. Hast du eine abschließende Botschaft an meine Leser?

Eduard: Lebt vegan. Macht Frieden.

Martin: Ich bedanke mich ganz herzlich bei dir für das Interview und wünsche dir weiterhin viel Erfolg.
Vielen Dank für´s Interview


logo

http://www.loving-hut.de/index.html

Lünertorstr. 5 in Lüneburg


 Fotos: Corina Kamma










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