Dienstag, 9. Februar 2016

"Rüben-Doping" für Geist und Körper: Rote Bete


Ernährungswissen(9)

Zwei im letzten Jahr präsentierte Studien belegen eine signifikant verbesserte geistige und körperliche Leistung durch Genuss von Rote Betesaft.

Für die erste Studie[1] tranken sechzehn Mannschaftssportler sieben Tage  täglich 140 ml Rote Betesaft oder ein niratarmes Placebogetränk. Am Ende der Zeit wiesen die Rote Betesafttrinker signifikant bessere Sprint- und Denkfähigkeit auf.  Die zweite Studie[2] mit vierzig gesunden Erwachsenen trank einmalig 450 ml Rote Betesaft oder ein Placebo. Neunzig  Minuten später waren die Rote Betesafttrinker nicht nur besser in der Lösung von Denkaufgaben, man konnte auch eine verbesserte Durchblutung in einem Hirnareal nachweisen, das präfrontaler Cortex genannt wird. Damit konnte auch gezeigt werden, dass bereits "eine Dosis" Rote Betesaft zu einer signifikanten Steigerung der Denkleistung führt.

Die Forscher führen den Effekt auf das Nitrat in den Roten Beten zurück, denn Rote Bete enthalten neben reichlich Betalainen, das sind Pflanzenfarbstoffe mit antioxidativem Effekt, auch Nitrat. Nitrate werden zur Blutgefäßerweiterung schon seit Jahrzehnten in der Medizin bei durchblutungsmangelbedingten "Herzanfällen" und Bluthochdruckkrisen eingesetzt.

In Verruf kam Nitrat erst dadurch, dass es seit Jahrzehnten mit wachsenden Mengen in Form von Kaliumnitratdünger und Gülle in der Landwirtschaft eingesetzt wird. Das führte zu einer Anreicherung der Böden und schließlich auch des Grundwassers, mit dem wiederum die Felder bewässert werden. Der Nitratgehalt in Pflanzen, die hierfür eine besonders hohe Speicherkapazität aufweisen, wie z.B. Rote Bete, Radieschen, Mangold und Rucula, stieg teilweise so stark an, dass Grenzwerte her mussten, um eine Gefahr der Menschen durch toxisch hohe Nitratbelastungen aus Feldfrüchten und Grundwasser zu verhindern. Deutschland hat zur Zeit hinter Malta die höchste Nitratbelastung im Grundwasser, weshalb die Wasserversorger in einigen Regionen unterschiedliche Grundwässer mischen müssen, um die Richtwerte einzuhalten. Die zuständige EU-Kommission behält sich zur Zeit noch ein Verfahren deswegen gegen Deutschland vor[3].

Was ist das Problem am Nitrat? Nitrate besitzen eine sehr gute Wasserlöslichkeit und werden aus dem Gemüse zum großen Teil aufgenommen. Sie verteilen sich rasch im Blut und werden von den Speicheldrüsen wieder in unseren Verdauungstrakt abgegeben. Durch Bakterien im Mundspeichel und in unteren Verdauungsabschnitten kann Nitrat von Bakterien zu Nitrit reduziert werden. Nitrit ist in höheren Dosen für Erwachsene eine toxische Substanz. Säuglinge sind jedoch bereits durch geringe Mengen gefährdet. Das Nitrit bindet sich an ihren roten Blutfarbstoff und behindert den Sauerstofftransport, was zu erheblichen Entwicklungsstörungen bis zum Tod führen kann. Aus diesem Grund dürfen Mineral- und Tafelwässer   nur dann mit dem Zusatz "Zur Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet" versehen werden, wenn ihr Nitratgehalt weniger als 50 mg/l beträgt. Nitratarm darf sich ein Wasser nennen, dass weniger als 
10 mg/l Nitrat enthält. Den weit aus größeren Teil an Nitriten nehmen die Menschen aber wahrscheinlich in Form von Pökelsalzen und Nahrungsstabilisatoren zu sich.

Ein größeres Problem stellen Nirosamine dar, die im Magen aus Nitriten entstehen können. Sie sind lebertoxisch und krebserregend. Allerdings kommen Nitrosamine auch schon in der Nahrung vor. Sie sind nachweisbar in Pökelware Fisch und Käse. 

Die Bildung von Nitrosaminen im Magen kann allerdings gehemmt werden. Zum Beispiel hemmen Vitamin E (Pflanzenöle), Polyphenole (z.B. Äpfel) und Vitamin C die Bildung von Nitrosaminen aus Nitrit.

Was hat das alles jetzt noch mit "Rüben - Doping" zu tun? Viel, denn die Rote Bete gilt seit Jahrtausenden in den Kulturkreisen, in denen sie gefunden oder angebaut wird als Heilnahrung. In der traditionellen Medizin Chinas, des antiken Griechenlands, bei Hildegard von Bingen und in vielen anderen Quellen wird sie immer wieder erwähnt.

Aus meinem veganen Speiseplan sind sie nicht weg zu denken, ob eingelegt, als Salat, als roter Smoothie mit Himbeeren und vielen anderen Variationen. 
Aber Vorsicht:
Ich kaufe Rote Bete, Radieschen und Rettich nur aus zuverlässigsten Bioquellen (z.B. Demeter, Bioland, Naturland) mit strengeren Vorgaben, als es die EU erwartet. Und wenn möglich nur aus veganem Anbau, d.h. mit rein pflanzlicher Kompostdüngung. So haben die Bete noch einen annähernd natürlichen Nitratgehalt. Ich schließe mich hier einmal wieder der Aussage von Paracelsus an: "Es ist die Dosis, die das Gift macht." 
Stehen solche Quellen nicht zur Verfügung, dann lieber aus den Saaten der Pflanzen Sprossen ziehen und als Gemüse verwenden. Siehe auch mein Post zu "Sprossen als Wintergemüse"

Versetzt eure Kreationen mit Antioxidatien wie hochwertigen Pflanzenölen (Vitamin E), Äpfeln (Polyphenole) und Vitamin C (Zitrone, Sanddorn, Hagebutte, Petersilie). Immer frisch verzehren, nicht ungekühlt herumstehen lassen und nach Möglichkeit gekochte Gerichte nicht erneut aufwärmen. Als Säuglingsnahrung ist die Rote Bete nicht geeignet! Das gilt auch auch für andere nitrathaltige Gemüse.

Meidet:
Grüne Salate und Blattgemüse aus Winteranbau im Treibhaus: Kopfsalat, Eisbergsalat, Feldsalat, Mangold etc.

Und jetzt viel Erfolg mit Rüben - Doping !


Quellen:

[1]Christopher Thompson et al:Dietary nitrate improves sprint performance and cognitive function during prolonged intermittent exercise.European Journal of Applied Physiology , Volume 115, Issue 9, pp 1825- 1834.First online:

Dietary nitrate modulates cerebral blood flowow parameters and cognitive performance in humans: A double-blind, placebo-controlled,crossover investigation.Physiology & Behavior 149 (2015) 149



[3]http://ec.europa.eu/deutschland/press/pr_releases/12542_de.htm

Foto: pixabay.com

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